Die Bedeutung der Wasserkunst in Benndorf – (Heinzenschacht = Lichtloch 78)
„Die Ausbißlinie des Kupferschiefers an der Tagesoberfläche verläuft am West-rand der geologischen Mansfelder Mulde von Hettstedt im Norden bis Wolfe-rode im Süden und durchzieht den Schloßberg bei der Stadt Mansfeld nur wenige hundert Meter östlich des Stammschlosses der ehemaligen Graf-
schaft.“ /3/
Von dieser Linie an fällt das Kupferschieferflöz mit einer Neigung von etwa 7° nach Osten ein.
Die Lagerungsverhältnisse des Flözes ist entlang einer Linie Helbra, Benndorf, Klostermansfeld, Mansfeld gut zu erkennen. Damit waren am Mansfelder Schloßberg wie an nur wenigen anderen Stellen des Ausgehenden gute Bedingungen für die frühe Aufnahme bergbaulicher Tätigkeit gegeben. Hier und bis nach Benndorf und Helbra findet man noch dicht bei dicht viele auf den sehr alten Bergbau hinweisende Schachtpingen und kleine Halden.
Zeitlich unterscheidet man drei Haldengenerationen im Gebiet des Mansfelder Landes.
Die zahlreichen kleinen, kaum meterhohen, dicht beieinander angeordneten Halden aus der Zeit bis 1400 befinden sich im flachen Ausstrich des Kupferschieferflözes am Rande der Mansfelder Mulde. Das ist die Gegend westlich von Wolferode, Wimmelburg, Helbra, Benndorf, Klostermansfeld bis nach Hettstedt.
Ihr Gesteinsmaterial besteht aus dem stark verwitterten, plattig-schiefrigen Material der einzelnen Lagen des Flözes (Feine Lette, Grobe Lette, Kammschale, Schiefer, Kopf).
Deshalb ist es auch das Ursprungsgebiet des Mansfelder Kupferschiefer-bergbaus, wurden auch einige dieser Halden in den vergangenen Jahrhunderten in den Ackerflächen versenkt. Mit dem Vortrieb des Erzabbaus bereits im 16. Jahrhundert mußten die in die Gruben eindringenden Wasser und die Sicherung der Grubenbaue gegen plötzliche Wassereinbrüche bewältigt werden. In den Mansfelder Schächten wurde das eingedrungene Wasser mit einfachen Hilfseinrichtungen zu Tage gefördert.
Durch das Abteufen von kleinen Schächten in der Zeit nach 1400 bis etwa 1670 war man nicht mehr an das Ausgehende des Flözes gebunden, sondern man konnte in einer bestimmten Teufe abbauen. Das Netz der Schachthalden wurde weitmaschiger, ihre Größe nahm zu. Das Hauptabbaugebiet war der Raum im äußeren westlichen Ausstrich des unteren Buntsandsteins zwischen Wolferode und Hettstedt. Die Halden sind entweder kaum 1m aufragend, aber 10 – 20 m breit. Bei diesen ist das taube Gestein gleichmäßig ringförmig um eine
Vertiefung, den verstürzten Schacht, gelagert oder als schroffe Kuppe bis 4 m hoch.
Die hier beschriebenen Halden gehören der ersten Generation an.
Die Flachhalden des Kupferschieferbergbaus aus dem 18./19.Jh. sind an Zahl geringer, aber größer und tiefer. Sie weisen auf eine weitere Verlagerung des Abbaues in das Innere der Mansfelder Mulde hin. Es kommen bis 30 m hohe Tafelberge (z.B. Lichtloch 81 bei Klostermansfeld) vor. Diese Halden bilden die zweite Generation.
Die 2.Generation lag am inneren östlichen Ausstrich des unteren Buntsandsteins.
Die Sargdeckel- und Spitzhalden des Kupferschieferbergbaus aus dem 19./20.Jh. entstanden durch einen erhöhten Anfall von Haldenmassen aus der Tiefe (z.B. Thälmann-, Brosowski-, Fortschrittschacht). Sie liegen noch weiter im Muldeninneren, im Bereich des Ausstrichs des mittleren Buntsandsteins.
Diese Halden bilden die dritte Generation.
In der Benndorfer Flur findet man Schächte, die in die erste Generation der Halden einzuordnen sind.
Der „Heinzen – Schacht“ – eine kegelförmige Halde – wurde ab 1571 aufge-schüttet und hatte bis zum 30 jährigen Krieg bestanden. Er hatte eine Tiefe von etwa 140 m und diente später der Wasserführung bis um 1892 herum. Der Schacht führte auch die Bezeichnung Lichtloch 78.
Um die einfachen Hilfseinrichtungen zur Wasserhebung zu bedienen, wurden Pumper im Dreischicht – Betrieb beschäftigt.
Die Wasserhebeeinrichtung wurde mit Pferden betrieben.
Das Lichtloch 77 – heutige Halde am ehemaligen Bad – Anna – Weg mit 48 Bergleuten ist dieser Zeit des Bergbaus zuzuordnen. Er hatte nur eine geringe Tiefe und ist wie das Lichtloch 78 der 1. Generation angehörig.
Ein weiterer bedeutender Schacht für Benndorf war der Senkschacht oder Lichtloch 79 im „Sessel“ am Rasenweg mit 25 Bergleuten. Er ist ebenfalls der ersten Generation zugehörig.
In der Benndorfer Orts- und Feldflur sind somit alle Halden der 1. Generation zuzuordnen.
Die Ausweitung der Grubenbaue und größere Teufen waren mit ständig zunehmenden Wasserzuflüssen verbunden, die mit einfachen Hilfseinrichtungen nicht mehr zu bewältigen waren.
Agricola beschrieb bereits 1556 verschiedene Prinzipien der Wasserhebungsmaschinen.
Die 1595 in Betrieb genommene Heinzenkunst in Benndorf ermöglichte den Abbau bis unter das Niveau des für die spätere Wasserlösung wichtigen Froschmühlenstollens.
„Als Hilfsmittel zur Hebung des Wassers, zu Tage oder auf Stollenniveau, wurden im Mansfelder Kupferschieferbergbau alle im Tiefbau angewandten üblichen Maschinen und Geräten eingesetzt. Besonders zu erwähnen ist die Heinzenkunst und das Radkunstgezeuge. Die Heinzenkunst ist charakterisiert, dass eine endlose Kette, an der in Abständen von etwa 1 ½ m mit Rosshaar gefüllte Lederbälle angebracht waren, straff durch ein senkrecht im Wasser stehendes Rohr gezogen wurde. Dadurch wurde die über den Bällen im Rohr stehende Wassersäule bis zum Auslauf am oberen Rohrende gehoben und dort ausgegossen…Varianten dieser Kunst sind aus den Bergrevieren bei Hergisdorf (1575), Pölsfeld (1583), Benndorf (1595) und Wiederstedt bekannt.“/1/
Die Entwicklung des Bergbaus lässt sich in 4 Betriebsperioden untergliedern.
- Betriebsperiode: 1199 bis 1648
- Betriebsperiode: 1671 bis 1852
- Betriebsperiode: 1852 bis 1945
- Betriebsperiode: 1945 bis 1990
„Der ehemalige Mansfelder Kupferschieferbergbau zählte zu den ältesten und bedeutendsten Montanindustrien der Welt.“ /1/
Die Mächtigkeit der polymetallisch vererzten Kupferschieferschicht betrug etwa 30 cm.
Die Gewinnung des Erzes erfolgte über einen langen Zeitraum mit Keilhaue, Fäustel und Eisen. Diese Arbeitsgeräte findet man im Benndorfer Wappen wieder.
Die Strebhöhe als Arbeitshöhe war so hoch wie die Schulterbreite eines Mannes, ca. 60 cm, höchstens 80 cm.
„Der Mansfelder Hauer, „der Krummhals“, lag auf der Seite, arbeitete, durch Achsel- und Beinbrett geschützt, nahezu 8 Stunden in dieser Zwangshaltung. Dazu kam noch die Beeinflussung durch das kalte Grubenwasser, durch den Qualm des Ölgeleuchts und den Rauch vom Feuersetzen.“ /4/
Skelettschäden und rheumatische Erkrankungen waren die Folge der gekrümmten Nackenhaltung.
Bei Tageslicht wurde das Erz nach Kläubung (aussortieren des tauben Gesteins) mit Höhlwagen zur Hütte gefahren.
Die erste Betriebsperiode der Entwicklung des Bergbaus umfasst die Zeit von den Anfängen bis zum totalen Stillstand des Bergbaus am Ende des Dreißigjährigen Krieges.
Der Chronist Spangenberg nannte als Ursprung des Bergbaus die beiden Berghäuer Nappian und Neucke, die 1199 am Kupferberg bei Hettstedt begonnen haben sollen, den grün und blau gefärbten Schiefer zu gewinnen.
Die Orientierung nach der Tiefe verlangte die verstärkte Wasserhebung.
Hierfür waren Leistungen notwendig, die ein Eigenlehner nicht erbringen konnte. Stollen und Wasserhebemaschinen wurden notwendig. Aus dem Eigenlehner wurde der Berghäuer. Der Hüttenmeister als Unternehmer erlangte eine höhere Bedeutung.
Mit der Anlage des Faulenseer Stollen 1536 und des Rißdorfer Stollen 1546 wurde Eisleben nun auch direkt Bergstadt.
Aus der 2. Hälfte des 16. Jh. liegen konkrete Angaben zum Bergbau vor.
„Die größeren Teufen der Schächte, der Einsatz von Bergmaschinen und die Auffahrung von Stollen zwangen zu einer Standorttreue, zum längeren Verweilen in dem eingeschlagenen Gebiet. Die Lebensdauer der Schächte stieg und damit die Voraussetzungen für beständige Bergreviere.
Um den ständig ansteigenden wirtschaftlichen Sorgen begegnen zu können, wurde 1531 die Gründung einer „Zusammensetzung für die Bergwerke des eislebischen und mansfeldischen Berges“ vorgenommen, die im Sinne von Betriebsgemeinschaften zu verstehen sind. Der Mansfelder Berg reichte von Benndorf bis nach Großörner, der Eislebische Berg von Neckendorf bis Helbra und der oftmals genannte Hettstedter Berg lag bei Wiederstedt außerhalb der Mansfelder Mulde.“/7/
Somit lag Benndorf auf der Trennlinie des Mansfelder- und Eisleber Berges.
Um 1531/32 gehörte Benndorf zum Bergrevier des Eislebener Berges.
Beschäftigt waren:
- *
- Steiger
- Knechte
- Jungen
- Haspler
- ————–
- gesamt
- Mansfelder Berg
- 159
- 626
- 147
- 111
- ————————–
- 1043
- Eisleber Berg
- 71
- 300
- 59
- 21
- ————————–
- 451
Die Kupferproduktion lag zu dieser Zeit zwischen 800 und 1000 t pro Jahr.
Während des 30jährigen Krieges wurde der Bergbau auch in Benndorf verwüstet. Im Jahr 1633 gab es keinen Schacht mehr.
Bis zum 30-jährigen Krieg wurden 2 bedeutende Schächte in der Benndorfer Flur erwähnt. Das LL 79 und das LL 78. LL 79 im Rasenweg und LL 78 als Heinzenschacht zwischen Ernst- und Thomas-Müntzer-Straße.
Hier befindet sich eine kegelförmige und dicht bewachsene Halde. Der geringe Schieferanteil läßt die Nutzung des Schachtes zu anderen Zwecken schluß-folgern.
Als technisch-geschichtliche Leistungen zu dieser Zeit sind zu erwähnen:
1536 Beginn des Faulenseer Stollen
1546 Beginn des Rißdorfer Stollen
1571 Mellinger gestaltet erste Karte vom Bergbau
1575 Heintzenkunst bei Hergisdorf
1584 Kokseinsatz auf der Mittelhütte
1595 Heintzenkunst bei Benndorf
Mit der Errichtung der Heinzenkunst in Benndorf wurde 1571 begonnen, 1595 in Betrieb genommen und bis etwa 1634 betrieben.
Das Gelände des Schachtes war einer der beliebtesten Versammlungsplätze der revolutionären Bergarbeiter im 16. Jahrhundert.
„Als sich etwa 300 Jahre später der Froschmühlenstolln von Helbra kommend diesem Raum näherte, glaubte man, größere Feldesteile nutzbar machen zu können. Jedoch die Hoffnungen wurden enttäuscht. Das gesamte Gebiet war bereits abgebaut. Unter welchen Schwierigkeiten dies erfolgt war, belegen die aufgefundenen bergmännischen Gerätschaften, die unsere Vorfahren auf der Flucht vor dem Wasser zurücklassen mußten. Trotzdem ringt uns die Leistung des Heintzen noch heute Bewunderung ab.
Im Jahre 1845, als für den Froschmühlenstolln ein neues Lichtloch gebraucht wurde, erinnerte man sich des alten Schachtes. Man suchte die Schachtröhre mit Gräben, wältigte auf (freigelegt) und sicherte den das Format von 1,80 x 2,50 m aufweisenden Schacht mit Bohlen ab. Mit einer Tiefe von etwa 140 m und einer Einteilung in einen Fahr- und einen Förderschacht diente er zur Wetterführung, zum Einfahren der Mannschaften und zur Materialversorgung. Eine Schiefernförderung hat nicht stattgefunden.
Als dann der Froschmühlenstolln nördlich vom Lichtloch 81 eingestellt wurde, war auch das Lichtloch 78 nicht mehr erforderlich. Der Schacht wurde im Jahre 1892 vollständig zugesetzt.“/2/
„Der Abbau des Kupferschiefers hatte zu jeder Zeit erhebliche Gefahren und Erschwernisse durch Grubenwasser zu bewältigen. Nach einer Vielzahl von Stollenbauten vom 16. Jh. bis 19. Jh. konnte in der Mansfelder Mulde mit der
Fertigstellung des Schlüsselstollens ein beispielhaftes System der Wasserhaltung bis zur Beendigung des Abbaues aufgebaut und genutzt werden.“/1/
- Voigt, Ortschronist
Quellen
/1/ Mirsch, Rudolf; Aberle, Bernd; Altbergbau – Kolloquium, Februar 2007
/2/ Jankowski, Günter; Wichtige Kupferschiefer – Schächte in der Mansfelder Mulde, Urania Gesellschaft und VEB Mansfeld Kombinat Eisleben, 1987
/3/ Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalt – Heft 19, 800 Jahre Kupferschieferbergbau, Halle 2001
/4/ Protokoll BAND 1 zum Kolloquium anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung Eislebens am 23. November 994, 1995, Verlag Janos Stekovics S. 49 – 66
/5/ Voigt, Bernd; Schächte Benndorf´s des Froschmühlen Stollen, 2000
/6/ MZ, 11. Februar 2006
/7/ Jankowski, Günter; Zur G